KRITIK: Ghost Stories

Ein Horror-Thriller, drei Geschichten über paranormale Fähigkeiten und mittendrinnen Martin Freeman. Jeremy Dyson und Andy Nyman adaptierten ihr eigenes Theaterstück auf die große Kinoleinwand, Beide führten Regie und Letzterer spielt auch die Hauptrolle. Ob das funktionieren kann, erfährt ihr in dieser Kritik zu Ghost Stories.

Originaltitel: Ghost Stories

Regie: Jeremy Dyson und Andy Nyman

Drehbuch: Jeremy Dyson und Andy Nyman

Produktion: u. a. Claire Jones, Will Clarke, Graham Begg und Andy Mayson

Kamera: Ole Brate Birkeland

Musik: Haim Frank Ilfmann

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HANDLUNG

Über die Story sollte man so wenig wie möglich wissen. Kurz gesagt erzählt der Film die Geschichte von Professor Philip Goodman (Andy Nyman). Er glaubt nicht an paranormale Geistergeschichten und daher deckt als Moderator einer Fernsehsendung Scharlatane in diesem Bereich auch. Eines Tages bekommt er von seinem großen Idol Charles Cameron die Aufgabe, drei spezielle Fälle zu untersuchen. Ein Fall handelt von dem Nachtwächter Tony Matthews (Paul Whitehouse), der Zweite von einer geheimnisvollen, nächtlichen Begegnung des jungen Simon Rifkind (Alex Lawther) und die Dritte von einem schrecklichen Erlebnis des Geschäftsmannes Mike Priddle (Martin Freeman). Er soll herausfinden, ob es in diesen Geschichten zu paranormalen Phänomenen gekommen ist.

DREHBUCH UND STORY

Auch in dieser Sparte werde ich sehr vage bleiben, denn der Film hat einige Überraschungen parat. Es ist ein Horror-Thriller, der stark auf Storytelling und Atmosphäre setzt. Die Jumpscares, die natürlich auch nicht fehlen dürfen, werden sporadisch und an den passenden Stellen eingesetzt. Den einen oder anderen von diesen Jumpscares erahnt man, aber dennoch gibt es einige schöne gruselige Momente.

Die Inszenierung beginnt mit der Einführung der Figur von Professor Goodman. Der Film bekommt in dieser Phase einige dokumentarische Züge. Nach etwa 15 Minuten trifft der Professor auf seinen Mentor und ab diesem Zeitpunkt nimmt die Story an Fahrt auf. Wie ein Theaterstück werden die drei Geschichten in drei Akten erzählt, die Zuschauer bekommen daher die unterschiedlichsten Szenenbilder und Figuren präsentiert. Das mag zwar klassisch sein, dennoch hebt sich diese Erzählweise stark von dem restlichen Horror-Genre ab.

Loben möchte ich auch den Ton des Filmes. Die Grundstimmung und die Atmosphäre werden sehr stark ausgebaut und die Inszenierung hat einen ganz eigenen Stil. Dieser Stil und die Atmosphäre werden bis zum Ende gehalten. Darüber hinaus ist das Ende großartig ausgefallen und die eine oder andere überraschende Szene kann auch bestaunt werden.

Perfekt ist der Film aber nicht, er hat während der 99 Minuten kleinere Probleme. In der Mitte gibt es einige langatmige Minuten und die Geschichte kann trotz überraschender Elemente ein wenig vorhersehbar sein. Dafür sind die schauspielerischen Leistungen durchgehend sehr stark und sorgen dafür, dass dieser Film sehenswert geworden ist.

DER CAST

Andy Nyman (The Commuter) als Professor Philip Goodman

Drehbuchschreiben und Regie führen war dem Herrn Nyman offenbar zu wenig, denn er besetzte sich selber mit der Hauptrolle. Eine gute Entscheidung, denn seine Leistung hat mir sehr gut gefallen. Die Figur des Professors empfand ich als sehr spannend. Anfangs scheint es, als sei er nur eine Art Randfigur und dass er nicht so viel mit der eigentlichen Handlung zu tun hat. Doch nach und nach wird er immer mehr Teil der Story. Darüber hinaus wird er auch mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Martin Freeman (Black Panther) als Mike Priddle

Martin Freeman in einem Horrorfilm, kann das funktionieren? Ja, es kann und wie. Freeman zeigt für mich eine großartige Leistung, immer ein gelungener Mix aus düsteren Momenten und witzigen Dialogen. Zu seiner Figur kann ich nicht so viel sagen, außer, dass er in einer der drei Geschichten involviert ist. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Weitere Charaktere

Der gesamte Cast ist mit großartigen Darstellern besetzt. Sei es der britische Comedian Paul Whitehouse (The Death of Stalin) als Nachtwächter oder der junge Alex Lawther (Black Mirror). Die Leistung eines jeden einzelnen Protagonisten ist sehenswert.

TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK

Der Film und seine Macher setzen sehr stark auf Atmosphäre. Das fängt bei den großartigen und einfallsreichen Sets an und hört bei den spektakulären Kamerafahrten auf. Kameramann Ole Bratt Birkeland hat ein gutes Auge für atmosphärische Bilder und langsamen Kamerafahrten durch Häuser und dunkle Wälder. Du erahnst zwar einen Horror-Moment, aber dieser kommt definitiv aus einer anderen Richtung.

Bei den Sets und Szenenbilder möchte ich speziell die Vielfalt loben. Ein luxuriöses Haus, eine typisch britische, ländliche Gegend, ein Irrenhaus und noch vieles mehr.

Die Musik wird wie die Jumpscares sehr dosiert eigesetzt. Keine schrillen Töne, die den nächsten gruseligen Moment einleiten. Stattdessen gibt es einige Szenen, wo die Musik komplett aussetzt, was für eine einzigartige Atmosphäre sorgt. Großer Pluspunkt für den Soundtrack.

BEWERTUNG UND FAZIT

Einige Leute werden vermutlich mit falschen Erwartungen in den Film hineingehen, denn der Trailer vermittelt aus meiner Sicht einen ganz anderen Streifen. Ghost Stories legt sehr starken Wert auf eine gut erzählte Geschichte und spannender Atmosphäre. Die Jumpscares werden wie die Musik sehr sporadisch eingesetzt und die Sets sehen spektakulär aus und bieten Vielfalt. Darüber hinaus ist der gesamte Cast hervorragend gewählt und bietet starke Leistungen. Negativ bewerten muss ich die Mitte der Inszenierung, die ein wenig langatmige Züge aufweist und manchmal kann die Geschichte erahnt werden. Dennoch ein sehr sehenswerter Horror-Thriller, der sich wie A Quiet Place stark von der Masse abhebt.

Genrewertung Horror/Thriller: 8 / 10

Allgemeine Wertung: 8 / 10

 

Quelle: critic.de

2 Gedanken zu “KRITIK: Ghost Stories

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